SAMUEL HAHNEMANN

Geb. 10. 4. 1755 in Meißen (Christian Friedrich Samuel Hahnemann); † 1843 (88J)

 

Vater: Gottfried Hahnemann; Porzellanmaler, Mutter: Johanna Christina Spieß

 

1756 wendete sich das Schicksal, denn der Siebenjähriger Krieg begann (Friedrich II)

1770 (15 J.)  Fürstenschule von St. Afra (Torbogenüberschrift: AUDE SAPERE)

 

                Leitspruch des Vaters: Handeln und Sein, ohne zu scheinen.

 

Zeit d. Aufklärung: Die Vernunft macht das eigentliche Wesen des Menschen aus.

         Voltaire, Lessing, Newton

Dualismus: René Descartes = Die denkende Seele

            Monismus: Ernst Georg Stahl = Herrschaft der Seele über den Körper;

            (Claude-Nicolas Lecat 1700-1768) Lebenskraft als lebendiges Fluidum

            Der Mensch muss als Ganzes.....          (Philippe Hecquet 1661-1737)

            ....das die Grunderscheinung von Leben und Krankheit eine nervöse Kraft sei

                                                                                (William Cullen 1712-1790); Neuropathologie

 

Zeit-Systeme:      Organismus als Maschine

                                    Tierischer Magnetismus  (Franz Anton Mesmer 1734-1815)

         Die Einatmung von Miasmen aus der Luft sind die Ursache der Krankheit (Sir JohPringle 1707-1782)

                                    Therapie der Gegensätze; Synopsis der Heilkunde von Herman Boerhaave

                                                (1668- 1738) in Leiden als den bedeutensten Vertreter der

                                                damaligen medizinischen Therapie, mit für seine Zeit großen Erfolgen

 

Nach einem Jahr ging er nach Wien, um praktische Erfahrungen im Spital bei Dr. Quarin zu sammeln.

            Der Geist hat sich zum Verstande gewandelt, und der Verstand besteht nur aus

          umgewandelten Sinneseindrücken.

          Vernunftbegabte Seele (Gottfried Wilhelm Lessing 1646-1716)

 

Enormer Fleiß und hohe Begabung ließen ihn immer in die Nähe der besten Lehrer kommen.

Quarin verschafft ihm eine Anstellung bei Baron Brukenthal in Siebenbürgen.

In Siebenbürgen lernt er das Wechselfieber kennen und beginnt exakte Aufzeichnungen über den Verlauf, die Symptome und die Behandlung.

(12 Jahre später wird er durch den Chinarinden-Versuch diese Symptome entstehen lassen)

1779 (24 J.) geht er nach Erlangen und beginnt seine Dissertation: Ursprüngliche und behandlerische Betrachtung krampfhafter Affekte.

im Kapitel über Zahnschmerzen erwähnt er die „Allflut“ eines Dr. Messmer.

1781 (26 J.) ist die Verlobung mit Henriette (17 J.) und kurz darauf zieht er nach Gommern

amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ist voll im Gange (1776-1783),

Hahnemann lernt die „Narrenhäuser“ kennen

Philipp Pinel (1745-1826) behandelt seine „Irren“ ohne Zwangsmaßnahmen

1783 (28 J.) wird Henriette die erste Tochter geboren.

In Gommern kommt er zum ersten Mal mit dem Ähnlichkeitsgesetz in Berührung

1789 am 14 Juli war der Sturm auf die Bastille. Napoleon (1769-1821) übernimmt 1799 die Herrschaft in Frankreich und bis 1815 kommt Europa nicht zur Ruhe.

Stötteritz (1790) Hier ist er am Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Die Familie zählt zur Zeit 7 Köpfe und wohnt in nur einem Raum, in dem lediglich durch eine Decke getrennt Hahnemann eine Arbeitsecke hat. Er trägt Holzschuhe, hilft bei der Hausarbeit und knetet selbst das Brot.

 

Aber hier bahnt sich auch die Wende an!! Erinnern wir uns:

            - Durch die Übungen mit seinem Vater entwickelt er einen freien Geist

-          Durch St Afra findet er zur Liebe zu den Menschen und zum Aude sapere

-          Durch Siebenbürgen lernt er das Wechselfieber kennen und das Arsen

-          Durch seine Übersetzungen kommt er mit Begriffen wie „Lebensenergie“ und „Miasmen“ in Berührung

-          Durch die Verbrennung und deren Heilung in Gommern kommt er dem Ähnlichkeitsgesetz sehr nah

 

Nun, ca. 1790 übersetzt er die „Materia medica“ des Schotten William Cullen

Aber Hahnemann ist kein Polemiker. Er räumt die Möglichkeit ein, dass W. Cullen recht haben könnte und startet den legendären Versuch mit der Chinarinda (1790).

 

Er schreibt an den Rand der Übersetzung der Materia medica B.II, S.108:

„Substanzen, welche eine Art von Fieber erregen, löschen die Typen des Wechselfiebers aus.“

(Es werden noch weitere 6 Jahre der Versuche vergehen ehe er das Ähnlichkeitsgesetz definiert.)

 

1796 (41 J.) erscheint in Hufelands „Journal der praktischen Arzneikunde“ ein Artikel von Hahnemann über den „Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen“.

Hier steht nun zum ersten Mal:

„Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit, eine desto eigentümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. ...
Man heilt Krankheiten durch Mittel, deren Wirkung den Erscheinungen der Krankheit ähnlich sind. ..

Similia similibus

 

Eigentlich war dieses Similia similibus nicht neu, denn

460 v.C. schrieb Hippokrates: die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen hervorrufen
und 1493 schrieb Paracelsus: Also gehen die Wesen der Arzneien gegen die Krankheiten wie sie sich zwei Feinden stellen, beide heiß, beide in Harnisch, beide mit dem gleichen Gewehr.

Hahnemann fand wieder, was andere vor ihm schon erkannt hatten.

Der Anatom Haen und sein Schüler Anton Stoerck in Wien schrieben in der „Ratio medendi“ (1759):

„Die Arten der Nachtschattengewächse erregen in größerer Gabe Krämpfe und Raserei, in mäßiger Gabe jedoch lösen sie Krämpfe und Zuckungen.“

Und 1796, also im gleichen Jahr wie Hahnemann, entdeckte Edward Jenner die Kuhpocken als Impfstoff gegen

            die Menschenpocken. Doch seine Entdeckung, die er an dem „philosophical Transactions“ einreichte und

            in dem kein offener Wissenschaftsgeist herrschte wurde als Unsinn zurückgewiesen.

1805 (50 J.) trifft er mit seiner 11 köpfigen Familie in Torgau ein. Scharlachfieber war seit 1625 in Breslau bekannt geworden und zu der Zeit die gefürchtetste Seuche. Sie raffte Hunderte von Kindern dahin und es gab kein Heilmittel. (Letztendlich musste er dem Druck der Öffentlichkeit nachgeben und die Arznei bekannt geben. Es war Belladonna in einer Verdünnung von 1/24 000 000. Das war zuviel für die Kollegen.)

 

Die Entdeckung der dritten Säule, die Potenzierung der Arznei blieb undokumentiert.

1810 (55 J.) erscheint die erste Ausgabe des „Organon der rationalen Heilkunst“

1811 (56 J.) flüchtet Hahnemann vor den Franzosen, die diese Stadt zur Festung ausbauen wollen, aus Torgau nach Leipzig, nichtahnend, dass in zwei Jahren genau hier die Völkerschlacht stattfinden wird.

Hahnemann versucht ein „Medizinisches Institut“ zu gründen, doch niemand kommt. Als er an der Universität anfragt, ob er Vorlesungen halten könnte, wird er mit der Auflage verwiesen, dass er erst eine Dissertation einreichen soll. Mit 57 Jahren setzt sich Hahnemann in die Bibliothek und arbeitet an der „Disertation

Am 16.10.1813 tobte die Völkerschlacht bei Leipzig.

In Leipzig brach Typhus aus. Hahnemann veröffentlich ein Büchlein über Die „Heilart des jetzt herrschenden Nerven- und Spitalfiebers“. Er empfiehlt für das erste Stadium die Zaunrübe (Bry.) und den Sumach (Rhus-t.), für das zweite das Bilsenkraut (Hyos). Von den 180 Patienten, die er behandelte, starb eine Frau.

1821 (66 J.) Köthen. er entdeckte die Miasmen. Die Psora, die Sykose und die Syphilis.

1830 Starb Henriette

1832 ( 77 J.) wütete die Cholera

1834 wird Hahnemann 79 Jahre und fühlt sich am Ende seines Lebensweges..

 

Doch am 8.10.1834 trifft mit der Postkutsche Melanie d´ Hervilly aus Paris ein. Sie ist begeistert von der französischen Übersetzung des Organon. Selbst ein Wirbelwind voll sprühender Tatkraft, sie Malerei, Anatomie, Pathologie, Psychologie studiert und immer auf der Suche nach der Wahrheit ist, will den Meister kennen lernen.

Am 7.6.1835 (80 J.) trifft er in Paris ein. Hier pulsiert das Leben und die Franzosen empfangen Hahnemann stürmisch. Melanie fegt alle Schwierigkeiten beiseite und die Pariser homöopathische Gesellschaft feiert ihn. Die Kranken bestürmen ihn und während er nur die edelsten der Gesellschaft behandelt, kümmert sich Melanie um die Ärmsten.

Im Frühjahr 1843 (88 J.) stellt sich wie immer ein Katarrh der Luftröhre ein.

Hahnemann starb am 2.7.1843 in den Morgenstunden.