PROZESSORIENTIERTE HOMÖOPATHIE

Drei Säulen der Homöopathie: Ähnlichkeit - Potenzierung - Prüfung am Gesunden

 

Es gilt das Organon

Ausnahme: Die Miasmen werden nicht als Urkrankheiten verstanden, sondern als Ausdruck systemischer, kultureller, kollektiver und religiöser Wurzeln und den daraus resultierenden krankmachenden Veränderungen.

Schwere chronische Krankheiten können durch die Gabe von Arzneien geheilt werden, die Bezug zu diesen Entwicklungsstufen haben. Die von S. Hahnemann entwickelte Theorie der Miasmen weist nach unserem Verständnis bereits auf diese Zusammenhänge und auf die destruktiven, stagnierenden oder überschießenden Wurzeln hin.

 

Wirken im Sinne der prozessorientierten Homöopathie beinhaltet das Wissen um

die Ganzheitlichkeit; den Prozess des Therapeuten; das Substanzwesen

das Gesetz der Ähnlichkeit; die innere Tafelrunde; die Identität

das systemische Geschehen; die kulturellen Wurzeln; das kollektive Geschehen

Religiosität; Menschenbild

 

 

Ganzheitlichkeit

Dabei sind nicht nur die körperlichen, geistigen und  emotionalen Ebenen (Intellekt; Kreativität; konstruktive Aggression; Sexualität; Gruppenfähigkeit; Gefühle und Empfindungen; Träume) zu berücksichtigen,

sondern auch das Wissen um die Identität, das  systemische Geschehen, die kulturellen Wurzeln, das kollektive Geschehen, eine religiöse Rückbindung und ein Welt- und Menschenbild.

 

Der Prozess des Therapeuten

Der Therapeut ist Teil des Beziehungsgeschehens im Heilungsprozess des Patienten. Empathie, ähnlich werden, bedeutet, das Gegenüber in sich zu erkennen und beinhaltet neben der ähnlichen Arznei einen zusätzlichen Heilungsimpuls.

Helfen ist nur dort möglich, wo wir selbst im Reinen sind; sonst besteht  die Gefahr, jemanden nach unseren Vorstellungen zu leiten (manipulieren). Wir sollten aber immer den Menschen in seinem ihm eigenen Prozess unterstützen, damit er “so werden kann, wie er gemeint ist” (Identität).

Supervision/Therapie/Schattenarbeit/Arzneibegegnungen sind Hilfen beim Wachstumsprozesses des Therapeuten.

 

Das Substanzwesen

Arzneimittelbilder beinhalten im herkömmlichen Sinne bildhafte Beschreibungen von Zuständen die unter der Wirkung einer Arznei entstanden sind (Arzneiprüfung), sie spiegeln nur den arzneilichen Teil einer Substanz wieder.

Substanzwesen schließen den ganzheitlichen Aspekt eines Stoffes auf. Sie stehen im Dialog mit dem Menschen. Ihre Wesenhaftigkeit ähnelt Teilen der menschlichen Struktur und  sie enthalten immer eine archaische Symbolik. Diese Wesenhaftigkeit ist  sowohl am “Kranken” wie am “Gesunden” spürbar. In ihnen erkennt der Homöopath den Ist-Zustand sowie Weg, Aufgabe und Ziel des Patienten (Substanzbegegnung).

 

Das Gesetz der Ähnlichkeit (Resonanzprinzip)

Die naturwissenschaftliche Medizin arbeitet im Allgemeinen nach dem Gesetz der Gegensätzlichkeit. In ihr wirkt das männliche Prinzip. Sie ist analysierend, Neues suchend und Neues schaffend, Gutes wie Schlechtes.

Das Prinzip der Ähnlichkeit unterliegt einer  weiblichen Dynamik. Es ist  erkennend, bewahrend und bringt Bestehendes in seine ureigene Ordnung ohne Beurteilung.

Wir werden nur von den Ereignissen ergriffen, die uns  berühren, zu denen wir einen Bezug haben, die Wesenszügen von Teilpersönlichkeiten in uns  entsprechen, somit können wir  von unserem Gegenüber nur das erkennen, was uns  ähnlich ist. Berührung bedeutet immer Resonanz.

Schattenarbeit deckt ungeliebte, nicht angenommene Charaktereigenschaften auf. Wesenzüge eines anderen Menschen oder einer Gruppe wirken einzig durch ihre Resonanz/Ähnlichkeit berührend/erregend/ergreifend  auf uns.

 

Die innere Tafelrunde

Unsere innere Tafelrunde wird symbolisiert durch die Arzneiwesen als Vertreter unserer Teilpersönlichkeiten. Alle Arzneiwesen sind immer unterschiedlich heil oder hilfesuchend präsent. Durch eine feste Sitzordnung und Dominanz sind die Grundmuster einer Identität und damit die verschiedenen Möglichkeiten unserer Entwicklung einsehbar

 

Die Identität

Identität steht immer in Beziehung zur Gruppe, während Individualität  rein  ichbezogen ist.  

Identität hat ihre eigene Konstellation (innere Tafelrunde, Konstitution) und folgt eigenen Gesetzen.

Entscheidungen, die wir in der Kindheit fällen und die uns von unserer Identität wegführen, resultieren aus den Möglichkeiten der tragenden Teilpersönlichkeiten (Arzneiwesen) des Einzelnen im Zusammenspiel mit der ihn umgebenden Gemeinschaft (z.B. Familie).

Heiler werden bedeutet diese Identität wieder zu entwickeln (sich zu erinnern).

 

Das systemische Geschehen

Unsere Liebe zu unserem Familiensystem lässt uns oft unbewusst in der frühen Kindheit Entschlüsse fassen, die wir in ihrer Tragweite nicht überblicken, die auf uns und das System helfend wirken sollen, von denen wir uns aber nur schwer selbst  entbinden oder  lösen können. Unser Tagesbewusstsein hat  oft keine Kenntnis mehr von diesen Entschlüssen. Sie wirken aber wie ein heiliger Schwur und beeinflussen unsere Entwicklung entscheidend.

 

Die kulturellen Wurzeln

Der Kulturraum,  in den ein Mensch hineingeboren wird, prägt durch seine Geschichte, durch die kulturelle und religiöse Entwicklung den Raum, in dem sich die innere “Tafelrunde” befindet. Ihn zu leugnen, die Prägung der Herkunft zu vernachlässigen führt zu Fehleinschätzungen und zum Absterben der Wurzeln unserer Zugehörigkeit. Jeder sollte stolz sein auf die Kultur, in der er aufwächst, was auch ein Bekennen zu den daraus resultierenden Fehlern bedeutet.

 

Das kollektive Geschehen

Morphogenetische Felder (R. Sheldrake)

Epidemien sind kollektiver, materiell gewordener Hilferuf nach der Arznei. Die in ihnen angewandten ähnlichen Arzneiwesen weisen auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse hin.

 Gedanken und auch Begegnungen (Prüfungen) mit Arzneiwesen setzen Systeme in Bewegung.

Symptome in Gruppenprüfungen sind auch bei denen möglich, die keine Arznei eingenommen haben. Eingenommene Arzneien wirken auch auf die Personen,  mit denen wir in Beziehung stehen. Arzneiwesen entfalten ihre Kraft auch dann, wenn sie in einem kollektiven Feld symbolisch angesprochen werden (systemische Familienaufstellung mit Arzneiwesen).

 

Religiosität

Religiosität bedeutet ein Zurückerinnern an das Wesentliche, an das, was uns ausmacht und für das wir gemeint sind. Sie ist nicht gebunden an eine bestimmte Form des Gottesgedankens und frei von jeglichen Dogmen.

Welt und Menschenbild

 

Menschenbild (Der Mensch ist ein Beziehungswesen)

es gilt nicht das Gesetz des Stärkeren (unsozial; unmenschlich)

und auch nicht das Gesetz der Anpassungsfähigkeit (Reaktion auf Außenreiz; Täter-Opfer-Festschreibung),

sondern die Erkenntnis, dass alles immer eine Entwicklung innerhalb eines Beziehungsgeschehens darstellt. Es gibt nicht Täter und Opfer, sondern Beziehungsverknüpfungen, wobei ein gesellschaftlich straffälliger Täter  durch das Gesetz   bestraft werden kann , aber in dem therapeutischen Prozess nicht die Tat,  sondern die Beziehung betrachtet wird. Wenn ein innerer Tatbestand nicht bewusst gemacht wird, dann ereignet er sich als Schicksal im Außen (C.G.Jung).

 

„Eine Disziplin, mag sie sein, was sie will, Heilkunde oder sonst etwas, die auf

Weltanschauung verzichtet, d. h. die darauf verzichtet, sich selber im Ganzen

wiederzufinden, die verzichtet damit auf das Beste, auf ihre eigene Zukunft.“ (P.Dahlke, 1928)

 

Heilung ist nur durch Erkenntnis- und Entwicklungsschritte möglich.